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Warum muss man über das Gewicht sprechen?

„Warum muss man immer darüber reden?“

So antworten Patientinnen oft, wenn der Arzt bei der Behandlung der Kinderlosigkeit Übergewicht und die Notwendigkeit des Abnehmens in der Sprechstunde anspricht. Die Reaktion ist verständlich und menschlich. Jemand dringt ungebeten in die Privatsphäre ein, während gleichzeitig in Medien und Gesellschaft die Diskussion über die mit Übergewicht verbundenen Gesundheitsrisiken bis zum Überdruss geführt wird.

„Diese Dinge wissen wir doch schon“, denkt mancher genervt.

Das stimmt zum Teil. Viele wissen zum Beispiel, dass Übergewicht Einfluss auf die Hormontätigkeit hat und dadurch auf ein mögliches Ausbleiben der Regelblutung. Nicht allen ist jedoch klar, dass ein hoher BMI (Body-Mass-Index) auch das Risiko des Fehlschlagens von Fertilitätsbehandlungen erhöhen kann (Kudesia und andere 2018; Rittenberg und andere 2011). Als beeinflussende Faktoren wurden unter anderem eine verminderte Qualität der Eizellen und deren geringere Menge sowie Probleme bei der Implantation des Embryos in der Gebärmutter aufgezeigt. Ein vollständiger Konsens über den Einfluss des Übergewichts auf den Erfolg der Behandlungen gibt es jedoch nicht (Lan und andere 2017).

BMI= Body-Mass-Index, Gewicht (kg)/Grösse (m) x Grösse (m)

„Du und ich wir sind auf der gleichen Seite.“

Bei der Einschätzung des Arztes über die Wirksamkeit der Behandlungen, ist das Gewicht ein Faktor, den es als Teil des Ganzen zu berücksichtigen gilt. Zur Gesamtheit gehört noch viel mehr, wie das Alter der Frau. Wenn der Arzt eine Gewichtsreduzierung für notwendig oder für die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft als förderlich erachtet, muss er dies der Patientin kommunizieren. In einigen Fällen ist es möglich, dass bereits eine Gewichtsreduzierung von 5 – 10 % ausreicht (Clark und andere 1995; Pandey und andere 2010).

Die mit dem Gewicht in Verbindung stehenden Umstände sind oft individuell bedingt, sensibel und kompliziert. Die Dinge beim Namen zu nennen, kann sich daher unangenehm anfühlen. Unangenehmer wäre es jedoch, die Dinge nicht anzusprechen. Das gibt der Patientin ein unrealistisches Bild von der Möglichkeit, ein eigenes Kind zu bekommen. Es belastet die Kundin sowohl psychisch als auch chronologisch, obwohl man weiß, dass eine Gewichtsreduzierung helfen könnte. Dies wäre der Patientin gegenüber falsch.

Deshalb müssen wir Gesundheitsexperten über das Gewicht sprechen.

Die gute Nachricht ist, dass Übergewicht den Beginn oder Versuch der Therapien nicht vollständig verhindert. Es ist jedoch die Pflicht des Arztes, der Patientin die beste verfügbare Information als Entscheidungshilfe mitzugeben. Wir bei Ovumia wollen Dich bei Deiner Entscheidung anhören und unterstützen, aber wir verschließen unsere Augen nicht vor den als kompliziert empfundenen Umständen. Es ist wichtig zu bedenken, dass Du und ich auf der gleichen Seite sind, und dass wir ein gemeinsames Ziel haben: Neues Leben zu stiften.

Verweise

  1. Clark AM, Ledger W, Galletly C, Tomlinson L, Blaney F, Wang X, Norman RJ. Weight loss results in significant improvement in pregnancy and ovulation rates in anovulatory obese women. Hum Reprod. 1995; 10: 2705–12.
  2. Kudesia R, Wu H, Hunter Cohn K, Tan L, Lee JA, Copperman AB, Yurttas Beim P. The effect of female body mass index on in vitro fertilization cycle outcomes: a multi-center analysis. J Assist Reprod Genet. 2018 Aug 21. doi: 10.1007/s10815-018-1290-6.
  3. Lan L, Harrison CL, Misso M, Hill B, Teede HJ, Mol BW, Moran LJ. Systematic review and meta-analysis of the impact of preconception lifestyle interventions on fertility, obstetric, fetal, anthropometric and metabolic outcomes in men and women. Hum Reprod. Vol. 32, No. 9 pp. 1925–1940, 2017.
  4. Pandey S, Pandey S, Maheshwari A, Bhattacharya S. The impact of female obesity on the outcome of fertility treatment. J Hum Reprod Sci. 2010 May-Aug; 3(2): 62–67. doi: 10.4103/0974-1208.69332.
  5. Rittenberg V, Seshadri S, Sunkara SK, Sobaleva S, Oteng-Ntim E, El-Toukhy T. Effect of body mass index on IVF treatment outcome: an updated systematic review and meta-analysis. Reprod Biomed Online. 2011 Oct; 23(4): 421-39. doi: 10.1016/j.rbmo.2011.06.018.

Text:
Anna Kivijärvi
Candido Tomás
Anna Pulkkinen
Hanna Paju
Anna-Maija Kakkonen

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